Klogänge statistisch auswerten

“Jetzt gibt es ja einen neuen Dienst im Internet. Da schreibt man ‘Putze Zähne – jetzt.’ ‘Gehe Toilette.’ Ganze Sätze benutzt die Jugend ja nicht mehr. Wen interessiert denn das? Welche Leute nutzen den solche Dienste?”

“Ich” meinte ich. Wir saßen in einer kleinen Studentengruppe mit unserem Professor beim Mittagessen und hatten gerade ausführlich die Pros und Cons der jungen Generation, den Digital Natives, besprochen. Rechnen und ordentlich schreiben können sie nicht mehr, Sozialkompetenzen gehen auch schon flöten. Ja so läuft das heutzutage. Man muss sich in der heutigen Welt als Jugendlicher soviele Kompetenzen aneignen, soviel können und leisten, dass man halt nichts sehr gut, dafür vieles durchschnittlich kann. Man muss eben wissen, wo man nachsieht – der Einzelne ist dumm, die Gruppe höchstintelligent, effektiv. Man arbeitet im Grid, nicht jeder einzeln für sich. Die Gesellschaft von heute.

Dr. Gary Small, Professor für Neurowissenschaften am UCLA, schreibt beispielsweise in seinem Buch iBrain, dass er Hinweise gefunden hat, dass durch den ständigen parallelen Medienkonsum, biochemische Prozesse ausgelöst werden, die das Gehirn verändern. Die neue Generation kann ausgezeichnet mit neuen Medien umgehen, jedoch schwinden Sozialkompetenzen und die Fähigkeit, sich auf längere Texte zu konzentrieren. Mit den heranwachsenden Digital Natives ändert sich die Gesellschaft grundlegend – Generationenkonflikt vorprogrammiert.

Aber zurück zu – ja genau – Twitter war der Dienst, den mein Professor gemeint hat. War sicherlich nicht böse gemeint. Sein Fachgebiet hat absolut nichts mit neuen Medien zu tun und die Selektion bezüglich Informationen zu neuen Medien fällt bei Digital Immigrants bzw. digitalen Uninteressierten oft einseitig aus.
Ja – man kann es wunderbar dazu verwenden, seinen aktuellen Klogang in Echtzeit zu dokumentieren und für die Nachwelt festzuhalten. Aber wie schon erwähnt – die Masse machts.
Zuerst, als Basics was Twitter noch so kann, ein kurzes Video von einem Vortrag von Twitter-Gründungsmitglied Evan Williams

[ted id=”473″]

Man kann den Dienst also so nutzen, wie man es selbst als richtig erachtet, zum Beispiel seine besten Homies adden, um ja keine Minute vom Leben des anderen zu versäumen – oder sich ein Netzwerk aus Experten seiner Lieblingsdisziplin aufbauen und schon den neuesten Scheiß wissen, lange bevors der Mainstream zu sehen bekommt – aber darüber hab ich ja bereits geschrieben.

Und nun zur Masse. Die produziert nämlich Daten, die nicht nur für Unternehmen interessant sein können. Max Kossatz hat in einem Vortrag einige wichtige Tools zur Auswertung erörtert – die dazugehörige Prezi-Präsi findet ihr hier. Vieles wird auch in meinem Blogbeitrag über Twitter-Tools genannt. Super ist, dass mit (derzeit etwa) 2,2 Milliarden Tweets praktisch unendlich freies Datenmaterial zur Verfügung steht, mit dem man Visualisierungen, Statistiken, ganze Forschungsprojekte, Meinungstendenzen und was einem sonst noch so einfällt generieren kann.

Leave a Reply