Software – Mediacenter im Vergleich

Klassisches Fernsehen ist out! Der Digital Native von heute sieht sich seine Filme und Serien dann an, wenn er/sie Zeit hat und dies vorzugsweise über das Internet als Stream oder Download.
Der legale Markt ist bis auf ein paar Ausnahmen in unseren Breiten nicht wirklich existent und so werden, ist man versiert genung die Sperren zu umgehen, amerikanische Dienste genutzt – oder eben aus illegalen Quellen runtergeladen. (hier meine Studie zu diesem Thema)

Allerdings will so gar kein Fernsehfeeling aufkommen, wenn man für jede Dateiart einen anderen Player samt Plugin-Update braucht bzw. nach jeder Folge händisch die nächste Datei anklicken oder einen neuen Stream starten muss.

Der Content will gemütlich von der Couch aus ferngesteuert werden! Ein Software-Mediacenter muss her!

Obwohl es die meisten Mediacenter auch für Windows und Linux (und diverse Hardware) gibt, spezialisiere ich mich auf die Verwendung am Mac und am iPhone, eben mangels anderer Betriebssysteme in meinem Besitz.

FrontRow

Apples hauseigenes Programm, welches fix in das Betriebssystem integriert ist.
Frontrow spielt Musik, Filme und Serien ab, die in die iTunes Mediathek übertragen wurden – und nur diese!
Das bedeutet, dass man, sofern man nicht bei Apple kauft, jedes einzelne Video in ein anderes Format umkonvertieren muss, damit es iTunes “versteht” – noch dazu beträgt die Maximalauflösung 720p HD.
Das Umrechnen funktioniert ausgezeichnet mit dem Programm Handbrake, sollten die Dateien keine Meta-Tags bzw. Artwork haben, kann man diese z.B. mit iDentify automatisch hinzufügen lassen.
Man bekommt dann eine schön geordnete Mediathek, die problemlos mit iDevices wie AppleTV, iPhone, iPad oder im Netzwerk mit anderen Macs zusammenarbeitet.

Positiv:
übersichtlich
schnell
hervorragende Netzwerk-/Streamingeigenschaften auf andere Macs/AppleTV
problemloses synchronisieren mit iDevices

Negativ:
Qualitätsverlust beim Konvertieren
Kein FullHD (1080p) möglich
Schlechte Dateikomprimierung –> größere Dateien
Zeitaufwändige Instandhaltung (konvertieren, taggen, sortieren)
arbeitet nur mit iDevices zusammen
kein automatisches taggen
Streaming zu iDevices nicht möglich
keine Social Media Integration
keine externen Dienste möglich

Zeigt:
Eigene Datenbank von Fotos, Videos, Musik. Zugriff auf iTunes-Filmtrailer.

Läuft auf:
Mac OSX, AppleTV

Besonders geeignet für:
Besitzer vieler iDevices
Leute, die ihr Zeug gern im Netzwerk streamen
Kleinere Datenbanken
iTunes Store Kunden
 
 
Boxee

Boxee verbindet die eigene Datenbank mit dem Internet und den sozialen Medien. Man zeigt nur, in welchen Ordnern man die Filme, Musik, Fotos etc. gespeichert hat und Boxee holt sich die dazugehörigen Tags und Cover aus dem Internet, ordnet und schlichtet alles nach eigenem ermessen. Wird etwas vom Programm falsch zugeordnet (passiert v.a. bei Eigenproduktionen oder Aufnahmen vom TV-Stick), kann man dies auch nicht wirklich ändern und man muss mit einer leicht verstümmelten Datenbank leben lernen.
Dafür wartet Boxee mit hervorragenden Internet und Social Media Eigenschaften auf. So kann man u.a. RSS-Feeds wie zum Beispiel seine Lieblingsfilme auf Youtube oder die von Freunden geposteten Clips auf Facebook importieren, Kontakte hinzufügen oder den Film, den es gerade spielt, Freunden auf Twitter empfehlen. Man kann sich auch eine Warteschlange (also sowas wie ein Fernsehprogramm) erstellen und diese auch mit einem Bookmark während des surfens im Web füttern, sollte man mal ein interessantes Video entdecken.
Am meisten hat man wohl davon, wenn man einen amerikanischen VPN oder Proxy-Server hat. Dann holt sich Boxee nämlich den Content von Hulu, Netflix und zahlreichen Networks und man kann tagelang die aktuellsten Filme und Serien sehen, ohne eine einzige Datei am Computer gespeichert zu haben.
Beim Streaming über das LAN (Netzwerk) bin ich allerdings gescheitert. Theoretisch sollte es über UPNP gehen, aber eine einfache und sichere Methode konnte ich nicht finden.

Vorteile:
Vollautomatische Datenbankerstellung inklusive Cover/Taggs/Sortierung
Frisst jedes Videoformat in jeder Auflösung
Contentaggregation aus zahlreichen gratis Streamingservices
Einbindung von so ziemlich jedem Social Media Dienst (Flickr, Last.fm, Facebook, …)
Untertitelfunktion – für fast jeden Film sind gratis Untertitel in “jeder” Sprache verfügbar

Nachteile:
Netzwerkstreaming schlecht gelöst
kein Eingriff in die vollautomatische Datenbankerstellung
keine Synchronisation mit anderen Devices o.ä. möglich
VPN/Proxy für vollen Nutzungsumfang nötig

Zeigt:
eigene Datenbank von Fotos, Videos, Musik. Netflix, Hulu, US-Networks, TED, Youtube, Last.fm, Tumblr, Last.fm, Facebook, RSS und ungefähr 200 weitere.

Läuft auf:
Boxee Box, OSX, Linux, Windows, AppleTV

Besonders geeignet für:
Proxy/VPN-Nutzer
Besitzer kleinerer Datenbanken
Social Media Freaks
Personen, die oft auf Videos stoßen, die sie sich etwas später in Ruhe ansehen wollen
Fans von OmU (Original mit Untertitel)

XBMC

XBMC ist das Grundgerüst, auf dem viele Services aufbauen und der “Opa” der Mediacenter, welcher gerade (Dez. 2010) auf die Version 10 upgedated wurde. Gescraped (so nennt man den Vorgang, wenn sich die Anwendungen Metadaten wie Covers, Taggs, etc. zu den Videos holen) wird so wie bei Boxee, also ohne viel Eingriff vom Nutzer. Man kann nur festlegen, in welchem Ordner sich welche Art von Videomaterial (TV-Serien, Musikvideos, Filme) befinden, was den Vorgang etwas genauer macht. Ich empfehle dieses Mediacenter vor allem PC-Usern, für OSX gibt es nämlich den Königsweg: Plex

PLEX

Dieses Mediacenter basiert auf dem XBMC, hat aber eine Spitzenfunktion, die es eindeutig davon unterscheidet – eine externe Datenbank, die unabhängig vom Hauptprogramm im Hintergrund läuft. Diese verfügt über eine automatische Ordnerüberwachung und hält somit die Bibliothek immer in Stand, da neue Dateien sofort durch den Scraper gejagt und in die Datenbank integriert werden. Wird mal etwas falsch getaggt, kann man problemlos manuell eingreifen.

Ein immer laufender Datenbankserver hat auch den Vorteil, dass man jederzeit von anderen Netzwerkgeräten darauf zugreifen kann, ohne das Programm selber starten zu müssen – sogar vom iPhone oder iPad aus… und dies sogar weltweit mobil! Plex sieht sich dafür die Internetgeschwindigkeit an, rechnet die Datei in die erforderliche Größe um und schickt sie gleichzeitig an das Gerät. Jederzeitiger Zugriff auf Musik, Fotos, Videos also. Die iPhone-App kann man übrigens auch als Fernsteuerung für jede Plex-Datenbank im Netzwerk verwenden.

Die Integration vom Artwork ist beeindruckend. Wählt man eine Serie an, so hat man als Hintergrundbild bildschirmfüllend das Filmposter, davor das DVD-Cover und als Begleitung leise die Titelmusik. Die Menüs sind in Aussehen und Funktion frei anpassbar.
Netzwerk-Streamen hingegen will nicht so gut funktionieren. Mal geht es sehr gut, ab und zu gar nicht und manchmal stockend – das liegt u.a. an den unterschiedlichen Dateigrößen und -formaten (und meinem crappy Router). Weiters ist Plex leider auch etwas buggy – lässt man das Mediacenter nach dem Medienkonsum laufen (schläft man z.B. ein), braucht selbiges plötzlich sehr viel Prozessorleistung und lässt den Lüfter die ganze Nacht hochdrehen. Geht das Programm in Standby, lässt sich der Computer nur mit etwas Überzeugungskraft und nur mit der Fernbedienung wieder aufwecken.

Wunderbar integriert sind Online-Dienste wie Hulu, Netflix, Vimeo, Youtube und sogar OSX-Mediatheken wie iTunes, iPhoto oder Aperture.

Vorteile:
Spielt jedes Dateiformat
Jeder kann auf jede freigegebene Datenbank im Netzwerk zugreifen
Mobiles Streaming
LAN-Streaming ohne am Hostcomputer das Hauptprogramm öffnen zu müssen
Zugriff auf bereits vorhandene Datenbanken (Aperture, iTunes, iPhoto)
Customizable (Skins zum Downloaden etc.)
Automatisches Tagging/Cover zuordnen inklusive manuellem Eingriff
Integration von Online-Film/Foto/Musik-Diensten

Nachteile:
LAN-Streaming etwas instabil
Nervige Programmbugs
Keinerlei Social Media/RSS integration

Spielt:
Eigene Datenbanken (Musik, Foto, Video), Netflix, Hulu, Vimeo, Youtube, Pandora, uvm.

Läuft auf:
Mac OSX, iDevices (Streaming only), AppleTV (mit Jailbreak), einigen LG-Playern

Besonders geeignet für:
Besitzer großer Datenbanken
Mobile streamer
Netzwerkstreamer (mit Vorbehalt)
Personen, die sich Software gern an die eigenen Bedürfnisse anpassen

Fazit:
Die Programme sind allesamt sehr funktionell und umfangreich. Bei der Entscheidung spielen die Nutzungsgewohnheiten eine große Rolle. FrontRow hat die besten Netzwerkeigenschaften und lässt eine problemlose Synchronisation mit iDevices zu. Boxee versteht sich mit sämtlichen Online-Services und setzt auf Social Media. Plex verwandelt den unübersichtlichen Sauhaufen auf der Festplatte in eine perfekt organisierte und übersichtliche Mediathek, auf die man weltweit zugreifen kann.

Was bevorzugst du? Welche Funktion ist dir besonders wichtig?

2 Responses to “Software – Mediacenter im Vergleich”

  1. Alex says:

    Also ich verwende Front Row seit ich einen MacMini am Fernseher habe. Muss dir in ein paar Punkten widersprechen. Ich finde die Ladezeit zum öffnen recht unbefriedigend, es dauert ewig!! Sehr ungewöhnlich für Apple.

    Aber ich habe keine Probleme mit den Dateien und den Konvertierungen. Im Front Row funktionieren auch Dateien die im QuickTime Player nicht funktionieren. avi ist keine Problem.

    Was ich allerdingt kritisiere ist der Umständliche Weg die Dateien in das Program zu bekommen. Bei Bilder sieht man nur den Bilderordner, Filme nur im Filmordner.

    Außerdem fehlt mir die Möglichkeit mehrere Filme hintereinander sehen zu können. Man muss sie immer neu auswählen und starten.

  2. nacaseven says:

    Streamst du mit dem Mac Mini oder hast du die Dateien direkt darauf gespeichert? Ich kann nur meine Erfahrungen innerhalb unserer WG schildern – und da ist die Performance von Front Row in Sachen Netzwerkstreaming erheblich besser als die von PLEX.

    Front Row kann nur Dateien aus der iTunes-Mediathek spielen und die wiederum nimmt nur mp4, m4v, mov, … – Dateien aber kein .avi!
    .avi kann man mit einem Trick durch eine Verknüpfung zwar trotzdem importieren – aber dann verliert man die Datei im Netzwerk bzw. darf nie wieder die Originaldatei bewegen und wenn man seine Serien taggt, dann wirkt sich das nur auf die Verknüpfung, nicht aufs Original aus.

    Hintereinandersehen geht mit allen Programmen nicht. Boxee schlägt nur die nächste oder ähnlich Serien vor, die man trotzdem durch klicken bestätigen muss. Aber vielleicht kann man das irgendwie einstellen.
    Falls du Serien gern hintereinandersiehst, dann versuche es direkt über iTunes – dort funktioniert es!

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