Twitter

Über Twitter bloggen?

Twitter ist microbloggen. Twitter verdrängt bloggen bzw. ersetzt es auf gewisse Weise. Doch bloggen über Twitter ist populär – vor allem, wenn es um Benutzerhinweise des Dienstes geht. Viele meinen dann, Twitter erfunden zu haben und die do’s and dont’s des Microblogging zu kennen. Natürlich aber soll jeder den Dienst so nutzen, wie er will, ihn auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden. Jeder wird irgendwen finden, dem er folgen will und jeder wird auch Follower bekommen. Es bilden sich Gruppen und Systeme. Die Tagcloud meiner abonierten Twitterer enthält zB. die Begriffe “social media”, “marketing”, “photography” oder “blog”. Andere followen halt ihren Freunden, Lieblingscelebrities oder -politikern.

Im Twitterverse muss man sich aber auch entscheiden, was man will. Versucht man beispielsweise, möglichst viele Zuhörer bzw. eine potentielle Zielgruppe zu akquirieren oder auch nur im virtuellen Schwanzvergleich andere Twitterer mit Followerzahlen zu übertrumpfen, hat man zunehmend mit der Übersichtlichkeit der persönlichen Timeline zu kämpfen, dafür aber Vorteile, wenn man auf das Wissen der Crowd zurückgreifen oder Marketing betreiben will.

Wer die Übersicht wahren und Twitter als Echtzeit-Informationssystem nutzen will, sollte sich je nach individueller Aufnahmefähigkeit auf wenige hundert Abonements beschränken, die dafür Qualität versprechen.

Der beste Mix wäre also, viele Follower zu haben und selber nur den interessantesten Usern zu folgen. Als Celebrity beispielsweise kein Problem.

(c) by nacaseven

Twitter und ich

Ich erstellte zu der Zeit einen Account, als gerade Janis Krums’ Twitpic durch die Public Timeline geisterte und war natürlich sofort angetan von der neuen Art der Kommunikation, die hier geboten wurde. Coole Links, neueste Anwendungen, brandaktuelle News schon viel früher zu kennen, als die Mehrheit – das gefällt nicht nur dem Kommunikationswissenschaftler. Da viele meiner Offline-Freunde neue Gadgets und Anwendungen immer erst etwa 2 Jahre nach mir für sich entdecken, kam ich erst gar nicht in Verlegenheit, mit ihnen übers Frühstück zu twittern und konnte die Anwendung gleich als Informationsquelle bzw. als Prokrastination 2.0 verwenden. Twitter ist ein phantastisches Tool, es ist kurzweilig, man kann sich selber einbringen und auch etwas Selfmarketing betreiben, allerdings kostet eine intensivere Beschäftigung viel Zeit und Energie – vor der letzten Prüfungswoche schaffte ich es doch tatsächlich, an einem Tag 10 Stunden damit totzuschlagen.

Die Zukunft?

Seit Beginn des Jahres schwappt die Twitter (und Facebook) Welle auch über Europa herein, sogar Österreich ist dabei. Diese Welle verändert gerade nachhaltig den Journalismus, die sozialen Beziehungen sowie den Internetkonsum. Wer nicht mitzieht, riskiert eine Informationslatenz bzw. einen Knowledge-Gap, der v.a. in Medienberufen in vieler Hinsicht ein Nachteil sein kann.
Erschreckend an dieser Entwicklung ist auch, dass der klassische Journalismus langsam stirbt. Twitter weiß alles schneller, Blogs berichten in Wort und Bild vom Ort des Geschehens und Nachrichten-Webseiten sammeln diese Links und basteln einen Artikel daraus. Die Leser wandern ins Internet ab, können nun  mit Laptop oder Handy auf ihre Lieblingsseiten via RSS-Feed zugreifen. Die Printmedien büßen Leser ein, verlieren Anzeigekunden und müssen dann weiters am Personal sparen. Die dadurch überforderten Journalisten können nicht mehr selber recherchieren, werden nur noch von PR- und Presseagenturen beliefert und übernehmen diese Inhalte ungeprüft. Die Qualität sinkt, die Abwärtsspirale dreht sich. 85% der amerikanischen Medien werden den Printbetrieb in den nächsten 10 jahren einstellen. Twitter ist jetzt nicht alleinig schuld daran, aber die Beschleunigung der Information und der jederzeitige mobile Abruf via push oder pull trägt jedoch einen großen Teil dazu bei.

7 Responses to “Twitter”

  1. Hoppelkarotte says:

    Hey,

    hast da einen super Artikel geschrieben. Anscheinend bist du schon im Kreis der Langzeit-Twitterer und hast schon einige Erfahrung damit gemacht. Bin ja gerade erst ein “Frischling” im Twitteruniversum, mal sehen ob bei mir die Begeisterung auch noch so stark kommt. 😉

    lg Nora aus AT KFOR

  2. germling says:

    Hallo,

    dein Artikel gefällt mir sehr gut, vorallem der persönliche Aspekt den du durch den Erfahrungsbericht einbringst macht das ganze sympatisch und weniger journalistisch.

    Lg,

    Didi (ebenso aus der KFOR-Runde)

  3. bidad21 says:

    hey!
    Ich bin ziemlcih beeindruckt von deinem Artikel und muss zugeben, dass mir einige Dinge über Twitter nun klarer sind. Ich nehme an, dass du schon länger dich mit Twitter beschäftigts hast, oder du bist einfach ein analytisches Talent.
    Dein Punkt, dass der klassische Journalsimus langsam am aussterben ist, fand ich sehr plausibel erklärt und ich bin generell auch dieser Meinung auch wenn in sämtlichen Übungen uns die Professoren von dieser Einstellung entfernen wollen. Lässt sich mal abwarten.

    Liebe Grüße,
    Eva (AT KFOR)

  4. nacaseven says:

    Wie sagte Prof. Hartmann in der ersten Einheit? Der Paukenschlag zu Beginn: “Das Rieplsche Gesetz ist nonsens”.
    Die meisten anderen Professoren klammern sich jedoch noch mit aller Gewalt daran.

    Was an Zeitungen vom Kunden bezahlt wird, ist das Trägermedium, nicht die Information. Wenn das Trägermedium also individueller, praktischer, universeller, billiger wird, wird der Kunde wechseln.
    Das hat die Musikindustrie erkennen müssen, die Filmindustrie, nun die Printmedien.
    Zeitungen im klassischen Sinn haben keinen Sinn mehr, wenn die Information schon 12h vorher bekannt ist, vielleicht schon nicht mehr aktuell.
    Special Interest-Magazine haben keinen Sinn mehr, wenn man schon vor 3 Wochen 5 Tests zum geplanten Neuerwerb durchgelesen hat.
    Google scannt gerade wie verrückt sämtliche Bücher ein, die ihnen unterkommen und verlinken die darin genannten Orte in Google Maps. Mit Kindle, iPhone, Laptop kann man dann diese interaktiven Bücher lesen oder sich vorlesen lassen, via Hyperlink zum Ort des Geschehens reisen. Ganze Fachbuchsammlungen nach Schlagworten durchsuchen. Wer will da noch Bücher durch die Gegend schleppen?

    Natürlich sterben die Medien nicht komplett aus, jedoch müssen die Verlage schnell handeln, um intelligente Online-Modelle zu finden, um nicht so zu enden wie zB. die Musikindustrie.

    Mach vielleicht jemand von euch das Praxisfeld PRINT? Mich würde echt interessieren, was man da über dieses Thema lernt.

  5. susanna9 says:

    hey ;),

    super artikel! ich bin noch nicht so sattelfest wie du im umgang mit twitter. vielleicht sollte ich twitter ein bisschen mehr zeit widmen, um meine jetzige einstellung zu revidieren.

    LG & bis bald!

  6. sebahat says:

    twitter als zeitraubende machinerie ist sehr zutreffend, wobei ich da facebook und co auch noch dazugeben würde, wobei man bei twitter wie du schon erwähnt hast anderen personen/ institutionen als den freunden folgen kann. so habe ich in meiner liste von der new york times bis armin wolf interessante sachen…

    lg
    sebahat

  7. […] Man kann den Dienst also so nutzen, wie man es selbst als richtig erachtet, zum Beispiel seine besten Homies adden, um ja keine Minute vom Leben des anderen zu versäumen – oder sich ein Netzwerk aus Experten seiner Lieblingsdisziplin aufbauen und schon den neuesten Scheiß wissen, lange bevors der Mainstream zu sehen bekommt – aber darüber hab ich ja bereits geschrieben. […]

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