Unabhängige Tageszeitungen und der Bildungsprotest

Diese Forschung beschäftigt sich mit den ersten Berichten über die Besetzung des Audimax und den damit einhergehenden Protest.
Untersucht wurde die erste Woche der Berichterstattung 3 verschiedener Tageszeitungen ab dem Tag 2 der Audimaxbesetzung bis zum Tag nach der ersten Großdemo, also vom 23.-29. Oktober 2009.
Die Zeitungen:

Diese Tageszeitungen wurden gewählt, da sie sehr unterschiedlich über den Bildungsprotest berichteten. Während die Krone über ultra-linksgrüne Saubartln aufgrund von fein säuberlich verpacktem Müll schrieb und Fotos von besprühten Spanplatten so zurechtschnitt, dass eine Beschädigung der Fassade suggeriert wurde, positionierte sich die Presse auf höherem Niveau als ein Gegner der Proteste, während sich der Standard fast uneingeschränkt für eine dringend nötige bildungspolitische Diskussion und für die Proteste aussprach.

95 Artikel wurden insgesamt aus dieser Woche analysiert und je nach Verhältnis zu den übrigen Artikeln der jeweiligen Tageszeitung in “kurz”, “mittel” oder “lang” eingeteilt. Danach wurden die Texte auf Schlagwörter analysiert, wie zB. “randalieren”, “beschmutzen”, “Bildung” und die jeweilige Richtung beurteilt, in die der Artikel geht (positiv, neutral, negativ).


Nimmt man die Wörter in allen Beiträgen als Grundlage, nimmt der Standard mit 11963, das sind 44%, den ersten Platz ein.
Die meisten kurzen und mittleren Artikel (für das Medium relativ gesehen) hat der Standard, die meisten längsten die Presse.
Weiters fällt die Berichterstattung im Standard am positivsten aus, wie im folgenden Diagramm ersichtlich ist. Die Krone tendiert also zu mehr negativen Artikeln, die Presse ist relativ ausgeglichen.
 


 

Überraschender Weise sind in allen drei Zeitungen die Ziele und Forderungen auf Platz eins der Nennungen, die Krone und die Presse erwähnen die negativen Begleiterscheinungen der Besetzung etwas ausführlicher.

Und wer ist Schuld an der Bildungsmisere….?


Kurz zusammengefasst sind laut den Artikeln und den Kommentaren der Krone die fehlenden Zugangsbeschränkungen und die fehlenden Studiengebühren schuld, laut Presse und Standard der Wissenschaftsminister resp. die Bildungspolitik.

Die Meinungen und Leserbriefe sind in der Kronen Zeitung eindeutig negativer Art. In der Presse sind sie ausgewogen, im Standard eher positiv.
Die blauen Elemente zeigen die Meinungen in der jeweiligen Tageszeitung, die grünen Balken die sonstigen Artikel zum Thema.
Die Krone berichtet also eher neutral und geht dafür mit den Leserbriefen in eine eindeutige Richtung. Die Presse berichtet neutral und lässt Meinungen von allen Seiten zu. Der Standard berichtet eher positiv und lässt auch mehr positive Kommentare erscheinen. Meinungen im Boulevard sind also negativer als im Qualitätsblatt.

Resúme
Der Standard hat deutlich positiver über die Studierendenproteste geschrieben als die anderen untersuchten Tageszeitungen und hat der Diskussion über die Bildung deutlich mehr Platz im Blattinneren gewidmet.
Die Ziele und Forderungen finden in allen Zeitungen einen prominenten Platz – die Krone und die Presse sprechen jedoch relativ oft von Schäden, Party und blockierten Hörsälen, während man dies im Standard fast gar nicht zu lesen bekommt. In den Qualitätsblättern ist weiters zu erkennen, dass die Schuldigen an der Bildungsmisere oder den überfüllten Hörsälen in der Politik zu suchen sind. Im Boulevard sind mehr die fehlenden Studiengebühren bzw. fehlende Zugangsbeschränkungen schuld.
Dass die Krone ihre Meinung über die Leserbriefseite ausdrückt konnte ebenfalls bestätigt werden. Die Artikel selbst sind eher neutral gehalten, tendieren aber ins negative, während die Kommentare eindeutig negativ gefärbt sind. Die Presse berichtet ziemlich ausgeglichen, der Standard eher positiv mit Kommentaren, die stark ins Positive tendieren.
Die Textlängen der Artikel sind, wenn man sie relativ zueinander betrachtet ziemlich gleichmäßig verteilt. Die Absoluten Zahlen sehen natürlich anders aus – hier kann der Boulevard nicht einmal annähernd mithalten und hat ungefähr halb soviele Wörter wie ein durchschnittlicher Artikel in Presse oder Standard.
Es sind also gewisse Muster in der Berichterstattung in den drei untersuchten Tageszeitungen zu erkennen. Der Boulevard berichtet eher oberflächlich und versucht, gewisse “Aufreger” wie Randale oder Verschmutzungen in die Berichterstattung einzubauen. Die Presse ist zwischen den Seiten hin- und hergerissen bzw. versucht Neutralität zu bewahren und der Standard begrüßt den angestoßenen breiten Bildungsdialog und versucht auch, die Studierenden in ihrem Protest gegen die Politik mit positiven Kommentaren und Hintergrundinformationen zu bestärken.

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