Forschung Spezial – TV Serien – Vorwort

Achtung: Dies ist ein persönliches Vorwort zu meiner Bakkalaureatsarbeit, in dem ich mich mit allgemeinen Problematiken zu Recherche, zu Arbeitstechniken, bishin zum subjektiv veränderten Rezeptionsverhalten beim TV-Serien Konsum, also meiner Motivation in diese Richtung zu forschen, beschäftige. Wenn du auf Hard Facts und Statistiken stehst, kannst du folgende Zeilen gerne skippen und direkt zur eigentlichen Forschung springen, die spätestens Mitte Dezember hier veröffentlicht wird.

Wer die letzten Wochen ab und zu zwischen 22:00 und 08:00 Uhr meinen Twitter– oder Facebookfeed beobachtet hat weiß, ich habe wieder an einer Seminararbeit geschrieben. Trotz des interessanten Themas hab ich mir noch nie so schwer getan, etwas zu schreiben. Ich nenne mein Problem das “Social Media Brain“, weil ichs am öftesten bei dessen Heavy-Usern, ähnlich wie ich es bin, beobachten konnte. (Luca hatte sogar gleichzeitig mit mir die Idee, darüber zu bloggen und berichtet ähnliches aus seiner Sicht. Beachte auch die interessante Diskussion darunter!)
Man liest täglich hunderte Beiträge, Tweets, Feeds, Nachrichten, Links, Forschungsberichte, sieht Fotos und Videos und verteilt dies auch noch auf andere Kanäle weiter, gibt Input dazu – und dies von überall aus. Man erreicht damit eine gewisse Expertise im Umgang mit Medien, im Multitasking, recherchieren und natürlich eine überdurchschnittliche Aufnahmekapazität von Wissen. Gespeichert wird letzteres aber nicht mehr im Gehirn, dies fungiert nur noch als Bookmarking System – die Grundinformation ist gespeichert, will man näheres darüber wissen, weiß man, wo es im Netz zu finden ist, und dies ungewöhnlich zuverlässig. Freud und McLuhan sprachen von den “Extensions of men”, die Technik als Prothesen des Menschen. Telefone um weiter hören zu können, Fernsehen um weiter sehen zu können, das Internet um alles wissen zu können – das Gehirn wird also nicht nur erweitert, es wird gleichzeitig als Linkserver missbraucht. Wir benutzen die Technik, die Technik benutzt uns.

…und nun muss man sich zu einer wissenschaftlichen Arbeit bemühen. Dinge, die man weiß und die gegeben sind, muss man aufwändig mit Zitaten aus irgendwelchen Büchern, die man sich 2-3 Monate lang vormerken muss, bevor man sie bekommt und dann vielleicht doch nicht weiterhelfen, zusammensuchen und belegen. Ein Spaß, wenn das Thema so neu ist, dass man Medientheorien aus allen Richtungen suchen muss, um irgendeinen kommunikationswissenschaftlichen Zusammenhang herstellen zu können. Studien andererseits gibt es für den europäischen Raum fast nicht – man muss sich das Konstrukt von klein auf neu zusammenbasteln und das ist so langweilig und zeitraubend, dass ich mich bereits jetzt vor meiner Masterarbeit fürchte. Meine Stärke ist die Erforschung von neuem, nicht die Recherche von altem, was gar keinen Bezug zu meiner Richtung hat. Man verfährt sich in stundenlanger, tagelanger Suche nach Belegen zu Zahlen oder Tatsachen, die man in Nebensätzen erwähnt und findet im Zuge dessen wieder unzählige neue Quellen und Aspekte, die man gerne verarbeiten würde. Derweil will man nur eines: endlich das Erforschen, was einem interessiert, anstatt wochenlang empirisch zu belegen, wieso es interessiert und wieso es relevant ist.

Das ist ein Screenshot der Forschungsdatenbank für meine BAKK-Arbeit. Das Programm heißt Scrivener und ist perfekt für unlinear arbeitende Chaoten. Auf der linken Seite sind alleine die 40 digitalen Quellen, die ich in den Theorieteil der Arbeit verwurstet hab, außerdem noch ca. 20kg Buchmaterial und etliches von Google Books.

Aber nun ist es vollbracht. Die BAKK ist fertig, der Titel, der gut genug ist, um eine abgschlossene Berufsausbildung zu haben und deshalb kein Recht auf Familienbeihilfe (und demnächst) ein Masterstudium zu haben, aber nicht gut genug ist, um von Bund, Land oder Wirtschaft anerkannt zu werden, ist in greifbare Nähe gerückt. (Ok, ich hör eh schon wieder auf mit der Politik…)

Der Titel der Arbeit lautet Download, Stream und VPN – Fernsehserienkonsum im Jahr 2010.
Dass in dieser Richtung Forschungsbedarf besteht war für mich irgendwie klar, weil es zumindest aus meiner Sicht in den letzten Monaten einen massiven Shift bezüglich der Rezeption selbiger gegeben hat. In der Straßenbahn, in Skype, in Facebook, auf Twitter, in klassischen Medien – überall fühle ich mich zugespoilert von den neuesten Plots diverser Serien aus den USA. Es wird darüber diskutiert. Es fallen immer wieder die Namen von aktuellen Serials (das sind Fortsetzungsserien ohne geschlossene Handlung innerhalb einer Folge). Jeder scheint informiert zu sein. Vielleicht handelt es sich auch nur um eine subjektive Salienz in diese Richtung meinerseits, aber jede/r LeserIn dieser Zeilen kann sich ja selber Gedanken darüber machen, wie stark der Konsum v.a. neuester amerikanischer Serien, die bei uns auf herkömmlichem Wege erst, falls überhaupt, erst in ein paar Jahren zu sehen sind, zugenommen hat.

Mein Ausgangspunkt für die Forschung war einerseits die Beschaffung der Serien und andererseits die Konsumgewohnheiten der Seher. Video on Demand, also jederzeitige Verfügbarkeit heißt das Zauberwort. Menschen wollen Serien nicht so sehen, wie und wann sie diese vorgesetzt bekommen, sondern dies selbst entscheiden können. Die Nachfrage ist also riesig, in Österreich gibt es jedoch keine legalen Dienste, die Videomaterial anbieten. Der User ist also gezwungen, Serien auf alternativen Wegen zu beschaffen. Welche das sind, wieviele Personen diese nutzen und wie ein erfolgreiches Angebot für Österreich aussehen müsste… das alles und vieles mehr erfahren Sie in den nächsten Tagen wenn es wieder heißt: “Forschung Spezial” 😉

Los gehts hier mit Teil 1

Mehr Forschung:
Facebook Teil 1
Facebook Teil 2
Facebook Teil 3

3 Responses to “Forschung Spezial – TV Serien – Vorwort”

  1. Peter says:

    Freud hat in den 60ern nix mehr gesagt. Da war er schon tot. Der prothesengott stammt aus 1930.

  2. nacaseven says:

    Jesses. Flüchtigkeitsfehler… soviel zur Notwendigkeit von Quellen 😉
    Danke – schon ausgebessert!

  3. […] US-TV-Serien der ÖsterreicherInnen im Jahr 2010 (November/Dezember). Die Gründe habe ich schon im Vorwort erläutert – das Streamen und Downloaden von Serien ist so beliebt wie nie zuvor und […]

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